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Der
Inhalt des Weihnachtsgeheimnisses läßt sich in die Worte des
Glaubensbekenntnisses zusammenfassen: „Ich glaube
an Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, unsern Herrn, der empfangen
ist vom Heiligen Geiste, geboren aus Maria, der Jungfrau."
Gegen diesen Glaubenssatz stürmt der Unglaube, auch der Unglaube
sogenannter katholischer Theologen, seit Jahrzehnten an. Der Glaube hat
seine Gesetze, die Glaubensgesetze, die man auch Dogmen nennt. Aber auch
der Unglaube hat seine Sätze, Gesetze und Dogmen; und eines der obersten
Dogmen des Unglaubens lautet: „Nur was jeden Tag passiert und immer geschehen
kann, das kann sich auch bei Jesus zugetragen haben." Mit diesem Satz wird
alles, was nicht täglich geschehen kann und was nicht überall
passiert ist, aus dem Leben Jesu entfernt. Harmlose Berichte von Jesus,
wie meinetwegen, dass der Zöllner Zachäus auf den Feigenbaum
geklettert ist, um Jesus zu sehen, werden als echt angesehen. Aber was
das Menschliche überschreitet, was exzeptionell und singulär
ist, das wird als Legende, als Erfindung der wuchernden Phantasie der Urgemeinde
oder der Evangelisten ausgegeben. Und davon ist natürlich an erster
Stelle betroffen die jungfräuliche Geburt unseres Heilandes.
Ein Mensch kann nur entstehen, so sagen die heutigen Schriftgelehrten,
indem sich ein männliches Prinzip und ein weibliches vereinigen. Ohne
eine männliche Samenzelle und eine weibliche Eizelle entsteht kein
Mensch. Dass das aber einmal geschehen ist ohne ein solches natürliche
Geschehen, dass es einen Fall gibt, wo eine Jungfrau empfangen hat, das
räumen sie nicht ein.
Wir wollen uns heute die Gründe für die jungfräuliche
Geburt unseres Herrn und Heilandes vor Augen führen.
Erstens: Jeder
Mensch entsteht erst, indem sich ein männliches und ein weibliches
Prinzip vereinigen. Das ist uns bekannt, deswegen heiraten ja die Menschen,
um das Menschengeschlecht fortpflanzen. Jeder Mensch tritt erst dadurch
ins Dasein, dass sich eine weibliche Eizelle und eine männliche Samenzelle
vereinigen. Aber bei Jesus ist die Existenz schon vorher gegeben. Er existiert
ja seit Ewigkeit beim Vater. Die Ausgangslage ist somit eine ganz andere
bei ihm als bei allen anderen Menschen. „Er kommt in diese Welt", heißt
es im 1. Timotheusbrief. Ja, woher kommt er denn? Nun, von der Herrlichkeit
des Vaters kommt er. Oder wie heißt es im Epheserbrief: „Das Wort
'Er ist hinaufgestiegen', was besagt das anderes, als dass er vorher herabgestiegen
ist auf diese Erde hier unten." Die Ausgangslage ist bei jedem Menschen
total verschieden von der unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Er
kommt aus einer Präexistenz in die irdische Welt hinein.
Der zweite Grund
ist die Berichterstattung. Die beiden Evangelisten Matthäus und Lukas
berichten übereinstimmend, dass Jesus ohne ein männliches Prinzip
auf diese Welt gekommen ist. Sie rufen dafür die Kraft des Heiligen
Geistes an. Diese beiden Berichte sind voneinander unabhängig. Das
sieht man schon daran, dass im Lukas-Evangelium manches steht, was im Matthäus-Evangelium
nicht berichtet wird. Die Hirten treten nur bei Lukas auf, und die Magier
finden sich nur bei Matthäus ein. Diese beiden Überlieferungen
sind voneinander unabhängig, stimmen aber im Wesentlichen überein,
dass Jesu aus der Kraft des Heiligen Geistes geboren wurde. Außerdem
gibt Lukas seine Quelle an, woher er das weiß. Zweimal berichtet
er, dass Maria all diese Dinge bewahrte; offensichtlich geht seine Berichterstattung
auf Maria zurück, also auf die beste und erste Quelle, die man sich
überhaupt denken kann.
Drittens: Es gibt
auch ein vielfach übersehenes Zeugnis aus dem Markus-Evangelium. Nur
die beiden Evangelisten Matthäus und Lukas haben ja eine Kindheitsgeschichte,
die anderen beiden, Markus und Johannes, haben keine Kindheitsgeschichte.
Aber es läßt sich mit einigem guten Willen zeigen, dass auch
sie von der jungfräulichen Geburt Jesu eine Ahnung hatten. Als Jesus
in seine Vaterstadt Kapharnaum kam, begann er in der Synagoge zu lehren.
Die vielen Zuhörer verwunderten sich und fragten: „Woher hat er denn
dies? Was ist das für eine Weisheit, die ihm verliehen ist? Und solche
Wunder geschehen durch seine Hände. Ist das nicht der Zimmermann,
der Sohn Marias?" Der Sohn Marias. In der damaligen Zeit hatten die Menschen
nur einen Namen, nämlich den Rufnamen, keinen Familiennamen. Für
den Familiennamen stand bei ehelichen Kindern der Name des Vaters, bei
nichtehelichen der Name der Mutter. Es muß also auch in der Heimat
des Herrn etwas davon bekannt gewesen sein, dass das keine Familie wie
die anderen war. Deswegen sagen sie: „Ist das nicht der Sohn Marias?" Es
heißt eben gerade nicht: „Ist das nicht der Sohn Josefs?"
Viertens: Auch
im Johannes-Evangelium gibt es eine Andeutung, dass die Jungfrauengeburt
vom Evangelisten als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Am Ende
der heiligen Messe lesen wir immer den Prolog, den Anfang des Johannes-Evangeliums.
Da heißt es: „Er gab Macht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an
seinen Namen glauben, die nicht aus dem Geblüte noch aus dem Willen
des Fleisches noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren
sind." Da werden also die Sätze - die nicht aus dem Geblüte noch
aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus
Gott geboren sind - den Gläubigen zugeschrieben. Aber es gibt Handschriften,
- und unsere heutigen Evangelien-Ausgaben beruhen ja auf Handschriften
- die anders lesen. Da heißt es nämlich: „Er gab Macht, Kinder
Gottes zu werden ihnen, die an seinen Namen glauben." Damit sind die Gläubigen
gemeint. Was jetzt folgt, das geht auf Jesus: „Er - er! -, der nicht aus
dem Geblüte noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen
des Mannes, sondern aus Gott geboren ist." In diesen Handschriften, und
es sind alte Handschriften, wird also durchaus auf die jungfräuliche
Geburt angespielt und die Ansicht abgewiesen, dass Jesus wie ein anderer
Mensch entstanden sein könnte. Man sollte das Zeugnis dieser Handschriften
zumindest ernstnehmen, und möglicherweise ist diese Lesart die richtige.
Schließlich ein fünftes
Argument: Die Mythen, also diese phantastischen Aufstellungen
der Heiden über Götter, berichten davon, dass Götter sich
mit Menschenfrauen verbinden. Die Götter nehmen dabei die Gestalt
eines Stieres, eines Schwanes oder goldenen Staubes an. Nach dem ägyptischen
Mythos vereinigt sich der Gott Ammon in der Gestalt des Königs mit
der jungfräulichen Königin. Allen diesen Mythen ist gemeinsam,
dass sie die Zeugung als ein materielles, körperliches Geschehen ansehen.
Weit davon entfernt der Bericht der Evangelien. Eben gerade nicht ein körperliches,
eben gerade nicht ein materielles Geschehen, sondern die Kraft Gottes,
die Kraft des Heiligen Geistes, sie ist es, welche die Empfängnis
bewirkt. Es ist so wie bei der Schöpfung, wo es heißt: „Gott
sprach, und es ward." Ein einziger Willensakt Gottes, und es geschieht,
was er befiehlt. Das unterscheidet den Bericht über die jungfräuliche
Empfängnis Mariens total von den phantastischen Aufstellungen der
Mythen.
Wir haben, meine lieben Freunde, keinen Grund, an der wirklichen
jungfäulichen Empfängnis und Geburt Jesu zu zweifeln. Wir können
mit voller Überzeugung, ohne den Schatten eines Zweifels, an dem festhalten,
was das Glaubensbekenntnis uns sagt: „Ich glaube
an Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, unsern Herrn, der empfangen
ist durch den Heiligen Geist, geboren aus Maria, der Jungfrau."
(Quelle: "Erneuerung in
Christus", Heft Nr. 11/12-2018, S. 11-13, Gaming) - Salvator-Mundi-Verlag
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