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Die
Kirche braucht Beter und marianische Menschen...
Was drängt uns immer wieder, besonders vor Maria, mit Maria
zu beten? Die Nöte unserer Zeit, die Bedrängnisse der Kirche
drängen uns zu Maria, der Hilfe der Christen. Wir alle merken doch,
wie schnell wir im Leben mit leeren Krügen, leeren Herzen dastehen
können. Wir alle wissen doch, daß alle gewalttätigen Lösungsversuche,
die Welt zu verbessern, uns nicht weitergebracht haben. Sie haben das Paradies
schaffen wollen und das Leben den Menschen zur Hölle gemacht.
... Niemand vermag anscheinend dem Morden, Peinigen, Töten,
Vergewaltigen (in den gegenwärtigen Krisen *) Einhalt gebieten zu
können. Aber gibt es nicht auch andere Erfahrungen? Was in Osteuropa
geschah, in Rußland und bei den anderen Völkern, ist letztlich
unerklärbar. Da wurde der Koloß Kommunismus über Nacht
zum Einsturz gebracht. ... Hier war Gott am Werk und der Glaube der Gläubigen,
das Gebet der Frommen, das Opfer der Leidenden, die Anbetung der Treuen,
die Macht der Heiligen und die Fürbitte Mariens, der Muttergottes
von Fatima - das waren und sind die geistigen Waffen, die alles Dämonische
in der Welt niederzwingen können.
Es war Konrad Adenauer, der einmal sagte: „Die wahren Hauptstädte
der Welt sind die Wallfahrtsorte." Dagegen fragte zynisch Josef Stalin:
„Wieviel Divisionen hat der Papst?" Heute sollte niemand mehr eine so dümmliche
Frage stellen, nachdem selbst Gorbatschow bekannt hat, daß Papst
Johannes Paul II. wohl am meisten diesen sensationellen Zerfall des Kommunismus
mitbewirkt hat. Wie können wir nach diesen Lehrstunden der Geschichte
meinen, es könne in den Bedrängnissen der Kirche keine Wende
geben?
Wo ist Euer Glaube? Und wo ist Euer Gebet? Wir dürfen zuversichtlich
sein: Das Heer der Beter ist groß.
Aber die Stunde erfordert noch mehr Beter, noch intensivere Beter.
Die Welt braucht die Kirche. Die Kirche aber braucht Beter und marianische
Menschen. Warum marianische Menschen?
Maria ist Urbild und Mutter der Kirche. Kirche im Anfang. Kirche
in ihrer Vollendung. Am Anfang der Kirche stehen
nicht die Apostel, nicht die Ämter und nicht die Dienste der Laien.
Am Anfang der Kirche steht Maria, die Frau, die mütterlichste der
Mütter. Was und wie ist der marianische Geist, marianisches
Wesen? Sicher nicht der fanatische Mensch. Sicher nicht der kommunistische
Mensch. Sicher nicht der kapitalistische Mensch. Sicher nicht der hedonistische
Mensch. Sicher nicht der gottlose Mensch.
Marianische heißt: Kirche wird und lebt durch Menschen,
die im Magnifikat leben: im Lobpreis und aus der Freude an Gott. Kirche
wird und lebt durch Menschen, die auf das Wort Gottes hören und das
Wort tun. Kirche wird und lebt durch Menschen, die getrieben im Heiligen
Geist für die Not ihrer Mitmenschen hellhörig sind.
Marianische Menschen sind die, die Gottes Eingreifen in ihre Lebenspläne
annehmen und bejahen. Marianische Menschen sind die, die glauben trotz
Anfechtung und Zweifel. Marianische Menschen sind die, die hoffen gegen
alle Hoffnung. Marianische Menschen sind die, die lieben unter allen Schmerzen.
Marianische Menschen sind die, die gemeinsam vom Himmel die Kraft erflehen,
den Heiligen Geist. Maria stand unter dem Kreuz. Sie stand zum Kreuz. Sie
litt mit dem Gekreuzigten. Marienliebe, Marienverehrung kann seit Golgotha
nie schöne Folklore, nie edles Brauchtum, nie nur anmutige Frömmigkeit
sein. Sie ist gegenseitiges Stärken im Leid, Stehen im Leid, Hilfe
im Leid. Und das ist das Geheimnis der Kirche und das Geheimnis ihrer Lebenskraft.
Aller missionarischer Geist der Kirche ist in Mariens Aufbruch in
das Gebirge vorgegeben. Wo Maria ist, ist wirklich missionarischer Geist
zu spüren, ist Weltverantwortung zu spüren. Die Jünger Jesu
werden mit Maria Christus suchen müssen, der nicht immer unsere ach
so menschlich vertrauten Wege geht. Sie müssen immer wieder aufmuntern,
daß die Diener die leeren Krüge füllen, damit Wunder und
Zeichen geschehen! Weihbischof Helmut Bauer, Würzburg, in: „Das neue
Groschenblatt - Kleine Monatszeitschrift katholischen Glaubens", Nr. 5/1994.
(Quelle: "Ave-Kurier",
Heft 9/10-1994, S. 6f., St. Andrä) (* Ergänzungen
des Webm.)- Mediatrix-Verlag
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