Gebet und Buße
Impressum
 Fatima, das Heiligtum Mariens in Portugal, wo die drei Seherkinder Lucia, Francisco und Jacinta im Jahre 1917 die Gottesmutter sechs Mal gesehen haben, schaute das große Sonnenwunder, das vor mehr als sechzigtausend Menschen seine überzeugende Kraft ausstrahlte. Alle sahen es: Gläubige und Ungläubige, Männer und Frauen, Kinder und Greise. Das Heiligtum bleibt auch heute eine der großen Zufluchtsstätten Mariens für die bedrängte Welt. Die Botschaft von Fatima ist für unsere Zeit die dringendste geworden, welche für die schwer getroffene Christenheit absolut gültig ist. Um den Heimweg zu Gott zu finden, braucht es Gebet und Buße. Diese sind die Heilmittel, die in einer Zeit des moralisch-geistigen Niedergangs einer Epoche allein helfen können. Darüber wollen wir uns im Rundbrief ein paar Gedanken machen, im Hinblick auf die 90 Jahr-Feier der Botschaft von Fatima im kommenden Jahr.

Don Gobbi und das 3. Geheimnis von Fatima
Als der Vatikan am 26. Juni 2000 das 3. Geheimnis von Fatima veröffentlichte, hat Don Gobbi bei den Priesterexerzitien in Collevalenza dazu noch Folgendes gesagt: „Mir scheint, daß in diesem 3. Teil der Kern der Fatimabotschaft enthalten ist; denn die Madonna ist gekommen, um Gebet und Buße für die Sünder zu erbitten. Sie bittet die Menschheit um Rückkehr zu Gott, Umkehr, und wenn man auf sie gehört hätte, hätte es keinen II. Weltkrieg gegeben." Im 2. Geheimnis heißt es bereits: „Wenn man tut, was ich euch sage, wird Friede sein. Wenn nicht, wird unter Pius XII. ein neuer Krieg kommen, Verfolgung der Kirche und des Heiligen Vaters." Also: Gebet und Buße für die Rettung der Welt. Im dritten Teil der Botschaft wird dies bestätigt; denn der Engel, der mit dem Flammenschwert die Welt entzünden soll, wird durch die Vermittlung Mariens, durch ihre mütterliche Hand aufgehalten. Dies kann geschehen, wenn die Welt der Aufforderung: „Buße, Buße, Buße!" nachkommt. ... Zum ersten Teil des dritten Geheimnisses möchte ich noch Folgendes sagen: Der Engel ist dabei, die Welt durch Feuer zu zerstören; die Muttergottes greift ein, um ihn daran zu hindern, jedoch der Engel sagt: „Buße, Buße, Buße!" Sie kann eingreifen, sie kann das Strafgericht zurückhalten, jedoch nur, wenn wir auf die Botschaft des Engels hören: „Buße!" - Und diese Buße drückt sich konkret in der Umkehr aus. Das ist das Wichtigste, das ist die Botschaft von Fatima. Und die Madonna sagt: „Um euch zu retten, müßt ihr umkehren. " - Soweit Don Gobbi.

Lebensrechtskongreß in Fatima, November 2006
Wie dramatisch die Welt in ihrer Verlorenheit voranschreitet, und die Sünde der Menschen haushoch geworden ist, zeigt der Lebensrechtskongreß in Fatima, der im Oktober diesen Jahres stattgefunden hat. Geladen waren verschiedene Lebensrechtsgruppen der ganzen Welt, so daß den Geladenen bewußt wurde, was auf allen Kontinenten der Erde geschieht. Auch wir sind von Deutschland nach Portugal geflogen und hatten die Freude, bei der Muttergottes in Fatima sein zu dürfen. Es ging also nicht mehr um die Abtreibungszahlen einer einzelnen Nation oder eines Kontinents, sondern um die Abtreibungszahlen der Welt insgesamt. Seit dem Beginn der Abtreibungsseuche in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wird die Zahl der gemordeten, unschuldigen Kinder auf l,5 Milliarden Getöteter geschätzt. Man sagt, es sei in etwa ein Drittel der Menschheit! Hinter der unglaublichen Zahl dieser Kinder, die man umbrachte, liegt aber auch ein unbeschreibliches Frauenleid und die Zerstörung der Familie. Wer kann die seelischen und körperlichen Schmerzen der Frauen zählen? Wer kann die vielen durchweinten Nächte zählen? Die Sünde gegen Gott ist erschütternd, furchtbar und unsere menschliche Natur, unser Fleisch und Blut, wurde bis in die Wurzel getroffen. Ganze Völker unseres Erdballs sind dabei, lautlos aus dem Raum der menschlichen Geschichte zu verschwinden. Die Lebensrechtsbewegungen fragten sich in Fatima, was man angesichts einer solch tödlichen Geisteshaltung, die das Menschenherz insgesamt zerstört, noch tun könne. Welche Aktionen, Aktivitäten und Handlungen muß man setzen, um diesen erschütternden Niedergang zu stoppen? Die Antwort darauf war, daß unsere menschliche Kraft und Aktivität zu gering ist, um gegen einen solchen Giganten der Nacht und der Finsternis antreten zu können. Hier kann nur noch Gott helfen! Es ist nun eigenartig, daß das dritte Geheimnis von Fatima diese Situation genauestens beschreibt. Der Engel ruft mit lauter Stimme in das große Weltenrund hinein: „Buße, Buße, Buße!" Dies müssen wir darum unbedingt beachten; denn vielleicht leben wir bereits in der letzten Stunde, bevor der Herr sein Strafgericht über uns verhängt. Denn wir haben Gott mit unseren Sünden herausgefordert und auf das Schwerste beleidigt. Allerdings trifft der Ruf der Buße auf eine Welt, die in Freudenfesten dahintaumelt und ohne Gott lebt. Um so mehr sind wir aufgerufen: Alle, die den Ruf Gottes hören wollen, müssen sich immer tiefer bekehren, um den Wunsch der Madonna zu erfüllen. - Niemand hat daran gedacht, daß neunzig Jahre nach der Erscheinung von Fatima die Voraussagen der Jungfrau Maria so genau in Erfüllung gehen. Wir haben die Zeit der Buße verschlafen!

Lucia, Francisco und Jacinta von Fatima
Die Kinder von Fatima haben die Zeit der Buße nicht verschlafen. Sie stehen als wahre Vorbilder eines lauteren Lebens vor uns. Ihr Leben ist kein Blendwerk, sondern erfüllte Wirklichkeit. Ihre Liebe ist von so großer Kraft, daß noch ihr letzter Atemzug Liebe ist. Ihr Opfer ist ein ganzes Opfer, aus freien Stücken hineingelegt in die Hände der Jungfrau Maria, und durch sie in das Opfer Jesu Christi. Die Kinder wußten, was wir nicht mehr wissen, nämlich daß es einen Himmel und eine Hölle gibt. Und auf ihren Lippen fanden sich Gebete für jene, die auf Erden ein verdammungswürdiges Leben führten, auf daß Gott sie bekehre vor dem Ablauf ihrer Zeit. Und was sie taten, war kein aufflackerndes Strohfeuer, einen Augenblick lang hell aufleuchtend und dann in Asche zusammensinkend. Ja, Strohfeuer sind so viele pseudoreligiöse Bewegungen unserer Tage, aufgebauschte Begeisterungen, die aber sofort wieder zusammenbrechen. Rasch gibt es große Worte. Doch in den Stunden, da eine Durchhaltekraft und das Opfer des langen Kreuztragens gefordert wird, siehe, da haben sie dich verlassen. Nicht so Francisco und Jacinta. Vom Tage ihrer ersten Liebe bis zum Tag ihres letzten Atemzuges sind sie im Gehorsam vor Gott gewachsen. Nicht nur in der Stunde der Vision sondern auch in den Stunden des bösen Widerspruches, der Mühe und der Krankheit haben sie ihr Zeugnis erfüllt, ihre Opfer dargebracht. Sie taten, was wir nicht mehr tun, sie beteten. Sie beteten viel, nicht nur in der Kirche beim Gottesdienst, nein auch zu Hause, mitten in der Arbeit, mitten in der Krankheit. - Ihr Gebet war Aufstieg und Aufschrei zu Gott, Gruß an ihre Mutter Maria, Sühne für die Sünden, Rettung der Seelen vor dem Feuer der Hölle. Denn sie wußten, daß es die Hölle gibt. Sie wußten, wer in schwerer Weise Gottes Gebote übertrat und sich damit vom Herrn lossagte, in die Hölle kommt, wenn er in diesem Zustand stirbt. Sie wußten aber auch von der Herrlichkeit des Himmels und von der Glut wahrer Liebe und Hingabe. Da wir Erwachsenen dieses Wort Jesu vergessen haben, erfüllten es Kinder, auf daß wir aufgeschreckt würden, um endlich zu tun, was Gott in Liebe von uns fordert. Das Zeichen einer wahren religiösen Bekehrung liegt darin, daß wir in unserem Gebets- und Opfergeist durchhalten. Nicht Worte, die vor jedem Opfer scheuen, genügen, und es reicht auch nicht aus, wenn unsere Gebete nach Lust und Laune irgendwann stattfinden. Gebet und Opfer zeugen erst dann von ihrer wahren Kraft, wenn wir sie in der Stunde darbringen, da wir den Geschmack daran verloren zu haben scheinen. Eine Entscheidung für Gott muß auch des äußeren Glücksempfindens entbehren können, sie lebt aus der von Innen hervorströmenden Kraft. Treue erweist ihre Festigkeit in den Stunden der Versuchung, der Angst, der Verlassenheit und auch der Nacht. Dann werden selbst Schmerzen, ja sogar der Tod zur Erlösung. Ein Opfer brennt ganz, wenn es des Trostes entbehrt, ein Gebet ist erst dann von tiefem Glauben durchdrungen, wenn es der Unbegreiflichkeit Gottes gegenübersteht. So geschah es Abraham, als ihm Gott auftrug, seinen Sohn Isaak zu opfern. So erfuhr es die Gottesmutter, als sie Jesus drei Tage und drei Nächte suchte und nicht fand. Die Kinder von Fatima gingen in die Geheimen Ratschlüsse Gottes ein und bejahten sie. Die Glut ihrer Hingabe wuchs in den noch verbleibenden Lebenstagen. Sie erschüttern uns. Ihr Leben drängt daraufhin, daß wir uns bekehren. Das ist es doch, warum die Menschen vor den Gräbern der beiden Kinder stehen bleiben. Sie besinnen sich. Sie setzen sich in eine Bank und verbergen ihr Haupt zwischen ihren Händen. Dann steht das Leben der Kinder vor ihren Augen und ihr eigenes Leben wird deutlich. Und im Leben der Kinder spricht Gott sie an und berührt ihr Herz. Erstarrtes wird flüssig, eine Wandlung geschieht. Und da sie Gnade empfangen haben durch die Kleinen, bringen sie Blumen und schmücken das Grabmal. Nun ereignet sich ein immer- währendes Blühen an der Gruft des Todes. Dies sei der Dank von uns allen an die Kinder, der Dank für das Beispiel einer erfüllten Sendung an Gott! Denn das lebendige Bekenntnis des Heiligsten Namen Gottes ist das Erhabenste und das Schönste, was Menschen in ihrem Leben tun können. Gott anerkennen und durch Gebet und Opfer IHN in Wort und Tat vor Brüdern und Schwestern bekennen, ist, was die Stunde fordert. Sie fordert das Bekenntnis vor den Mächtigen ebenso wie vor den Kleinen, vor den Leugnern und Spöttern ebenso wie vor den Heiligen. Wir haben das 3. Geheimnis von Fatima vor Augen. Wir haben gehört, was uns der Lebensrechtskongreß über das Sterben der Allerkleinsten gesagt hat. Nur Gebet und Buße können uns weiterhelfen. — Bitte! Warten wir nicht, bis es zu spät ist!
P. Otto Maier SJM (aus: RB der MPB)


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